Spirituosen werden in Deutschland mit einer besonderen Steuer belegt. Dies war bis 2017 im sogenannten Branntweinsteuergesetz verankert und nannte sich dann Branntweinsteuer, was auch heute noch viele als Begriff benutzen. Richtiger wäre der Begriff Alkoholsteuer, da seit 2018 diese Steuern im Alkoholsteuergesetz geregelt sind.
13,03 Euro pro Liter Alkohol
In §2 des Alkoholsteuergesetzes ist klar geregelt, wieviel Steuern man für hochprozentigen Alkohol abführen muss: 13,03 Euro pro Liter reinen Alkohol. Wer das einmal auf billigste Discounter-Gins herunterrechnet, wird schnell zum Ergebnis kommen, dass diese nichts oder so gut wie nichts wert sind.
Steuer auf Billig Gin
Die Gins werden im Prinzip alle gleich besteuert, wenn man Mini-Brennereien mit geringem Ausstoß einmal ausnimmt. Am Beispiel eines billigen Discounter-Gins rechnen wir einmal nach:
Im Dezember 2018 wurde beispielsweise im Penny Supermarkt der Orsons´s 42 London Dry Gin für 4,99 Euro verkauft.
Von diesen 4,99 muss man zunächst einmal die 19% Mehrwertsteuer herausrechnen, das sind 79 Cent. (4,99 / 119 x 19)
Verbleiben 4,20 für den Gin ohne Mehrwertsteuer.
Enthalten in der Flasche sind 0,5 Liter 42%igen Gins.
13,03 Euro wäre die Steuer für einen Liter reinen Alkohols. Hier haben wir aber nur einen halben Liter = 6,52 Euro
Von den 6,52 braucht man aber ‘nur’ 42% Steuern zahlen, sind 2,74 Alkoholsteuer.
Ergo gehen von 4,20 Euro reinem Gin-Preis noch 2,74 Euro Alkoholsteuer ab, verbleiben noch 1,46 Euro für die Flasche Orson´s London Dry Gin.
1,46 € ist der Verkaufserlös im Pennymarkt, davon muss:
- die Flasche bezahlt werden
- der Stöpsel bezahlt werden
- das Abfüllen und Versiegeln bezahlt werden
- das Etikettieren der Flasche bezahlt werden
- der Transport der Flasche vom Hersteller zum Penny-Zentrallager bezahlt werden
- der Transport der Flasche vom Penny-Zentrallager in das Ladenlokal bezahlt werden
- die Verkäuferin im Pennymarkt bezahlt werden
- die Miete für das Ladenlokal erwirtschaftet werden
- eine Handesmarge für den Gin-Hersteller erzielt werden
- eine Handelsmarge für Penny erzielt werden
Jetzt mag sich jeder selber fragen, wieviel Cent dann wohl noch der GIN in der Flasche kosten darf und wie hochwertig dieses ‘Getränk’ dann noch sein kann.
Staat verdient an Schnaps, Gin und Wodka prächtig
Der Staat verdient somit an der Flasche Gin für 4,99 Euro insgesamt 3,53 Euro, nämlich 2,74 € Alkoholsteuer plus 0,79 € Mehrwertsteuer. Modernes Raubrittertum: Über 70% Steueranteil des Verkaufspreises im Laden.
Historie der Branntweinsteuer
Die Branntweinsteuer findet sich in der deutschen Geschichte erstmals im Jahr 1507 in der Stadt Nordhausen, wo der Nordhäuser Korn hergestellt wird. Eine einheitliche Branntweinsteuer lässt sich in Norddeutschland im Jahr 1873 nachweisen. Im Jahr 1887 (!) wurde im Reichstag das Branntweinsteuergesetz erlassen, welches reichsweit galt. 1919 wurde ein Branntweinmonopol für den Staat eingerichtet, welches später zunächst durch die Bundesländer, dann durch die Bundesrepublik Deutschland übernommen wurde. Der Europäische Gerichtshof hat bereits 1976 entschieden, dass die Belegung eingeführter Spirituosen mit handelshemmenden Abgaben in Deutschland unzulässig ist.
Höhe der Branntweinsteuer
Im Jahr 2017 wurden in Deutschland über 2 Milliarden Euro durch die Branntweinsteuer eingenommen.
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